Die Abenteuer des Prinzen Pascha

ereignisreiche Geschichte eines häuslichen Sträuner’s

Erster Tag:

Huch - da war ich heute aber lange unterwegs. Jetzt wird’s Zeit, dass ich wieder nach Hause komme. Hm - die Türe ist zu, hat Herrchen wohl vergessen, dass ich noch unterwegs bin. Ich mach’s so wie immer - mitten in den Garten setzen und rumbrüllen, dann wird die Tür schon aufgehen.

Seltsam, jetzt mach ich schon seit Stunden Rabbatz und heul so laut wie ein Straßenköter, aber die Tür wird und wird nicht aufgemacht. Was ist das? Licht in einem Zimmer und ein Fenster geht auf! Ja, ja, ich bin hier unten, hallo, hört ihr mich? Ich will endlich rein!!! Noch mal ein wenig Weinen nachlegen .... aber was macht ihr denn da? Geschimpfe, Fenster wieder zu und Licht aus? Hallo??? Soll ich etwa die ganze Nacht hier draußen verbringen? Ist das irgendeine dämliche Strafe, weil ich den Schinken vom Tisch gefuttert habe? Ist doch nicht meine Schuld, dann lasst doch das Zeug nicht einfach so rumliegen! Aber so wie es aussieht, werde ich wohl die Nacht hier im Garten verbringen müssen. Zum Glück gibt’s hier ein paar dichte Sträucher, da kann ich mich wenigstens verstecken. Na dann, gute Nacht!

Zweiter Tag:

Nacht einigermaßen ruhig verbracht, war nur nicht so gemütlich wie auf dem Sofa. Werd mal die Lage inspizieren. Seltsam, sieht hier irgendwie nicht ganz so aus wie bei mir zu Hause, aber ich bin mir doch ganz sicher, gestern den richtigen Weg genommen zu haben. Hier der Garten, da die Häuser und geradeaus die Türe ins Haus. Werde mich einfach gedulden müssen, wer weiß was passiert ist, Herrchen wird schon kommen, wird bestimmt nicht mehr lange dauern - hoffe ich, hab nämlich langsam auch ganz schön Hunger.

Jetzt ist es schon wieder dunkel geworden und nichts hat sich getan. Langsam find ich das hier nicht mehr lustig. Werd's noch mal mit richtigen Heulen und Weinen probieren, kann ja gar nicht sein, dass das nicht mehr funktioniert und sich keiner meiner erbarmt.

Hui - da hinten tut sich was, Tür geht auf und zwei Leute kommen raus. Muss gleich mal hinlaufen und schauen, ob das meine Menschen sind. Hm, sehen anders aus und riechen auch ungewohnt, scheinen aber nett zu sein, kraulen mich und reden ganz lieb mit mir. Sagen, dass sie mich hier noch nie gesehen haben. Was soll das denn heißen - bin ich etwa gar nicht da, wo ich hin gehöre? Aber da hinten ist doch die Türe offen und ich seh die Treppen, also nichts wie hin und ab in die Wohnung. Ja, genau, Wohnung rechts im Hochparterre, hier wohn ich, also macht mal die Türe auf. Wie, hier ist gerade erst jemand neu eingezogen und der hat keine Tiere. Wollt ihr mich auf den Arm nehmen .... oder .... wenn ich mich nur richtig erinnern könnte ..... hier riecht auch alles ganz anders ......

Wieso gehen die jetzt nach oben? Werd mal vorsichtig mitgehen, vielleicht kann ich ja ein bisschen Futter bekommen?

Nee, nee, das ist nicht meine Wohnung! Definitiv nicht! Aber die beiden Zweibeiner scheinen ok zu sein. Werde ausführlich gekrault und krieg auch - endlich - was in den Magen, sogar lecker Tunfisch! Leider nur eine Dose, aber besser als gar nichts. Werd mir jetzt ein Plätzchen suchen und mich erholen, muss echt mal überlegen, was da passiert ist. Sofa darf ich nicht nehmen, krieg aber eine rote, weiche Decke, in die ich mich richtig einkuscheln kann. Endlich schlafen!

Dritter Tag:

Uah! Gut erholt und richtig ausgeschlafen! Mal gucken, wo ich mein Morgengeschäft machen kann. In der Diele ist nichts, auch nicht im Wohnzimmer und in der Küche. Muss mal Bescheid sagen, dass ich da ein Bedürfnis habe. Halloooo - brauch ein Klo! Na endlich kommt da mal jemand aus dem Schlafzimmer, ist ja auch schon halb sieben. Nein, ich will nicht gekrault werden und ich hab auch erst mal keinen Hunger. Mensch, ist denn das so schwierig - ich muss mal! Tut mir Leid, aber jetzt kann ich’s nicht mehr halten ... Pfütze in der Küche. Die blonde Zweibeinerin wirft sich in einen Mantel und in Schuhe und schleppt mich in den Garten. Wieso? Soll ich etwa wieder weg? Mag aber nicht! Hab jetzt auch keine Lust auf Garten. Geh dann mal wieder in die Wohnung. Immer noch kein Klo zu finden, das große Geschäft würde ich aber auch ganz gerne mal los werden. Nutze noch mal die Küche, unter dem Tisch mit der langen Tischdecke kann ich mich verstecken. Endlich Häufchen losgeworden. Kann mich jetzt entspannt wieder auf die Schmusedecke legen. Die blonde Zweibeinerin schimpft zum Glück nicht, ist aber erst mal damit beschäftigt, die Küche zu putzen und das, obwohl sie auch noch kein Frühstück hatte, meint sie.

Später hängt sie stundenlang am Telefon; ich scheine ein wichtige Persönlichkeit für sie zu sein, denn sie erzählt von mir und dass ich doch gar nicht hier in der Gegend wohne, dass die Nachbarn auch nichts wissen und sie doch etwas ratlos ist. Find ich jetzt nicht so wichtig, hab nämlich gerade den Dielenstuhl entdeckt und ihn leergeräumt - sehr weicher Bezug, an dem ich auch meine Krallen betätigen kann - perfekt.

Zwei Stunden ist Blondie jetzt schon weg ... und da öffnet sich die Tür! Hilfe, was hat die denn alles dabei? Riesen Tüte mit großer Plastikkiste. Die riecht so, als ob die schon andere Katzen benutzt haben. Muss ich erst mal inspizieren und klettere in die Tüte. Bingo! Da sind auch noch die kleinen leckeren Dosen! Jippie, der Tag ist gerettet.

Das mit dem Klo find ich jetzt schon ein wenig komisch - Öko-Streu! Nun mal im Ernst: Da kann ich nicht gut drin wühlen und es riecht nach ... na ja, eben nach Öko. Da müsst ihr noch dran arbeiten.

Blondie hat heut frei, sagt sie, und sie krault mich ausführlich und spielt mit mir. Dann will sie mit mir wieder in den Garten. Hat wohl Panik, dass ich die Küche noch mal zweckentfremde. Nee, nee, hab das mit dem Klo doch schon längst verstanden. Will wieder auf meine Decke.

Als der andere Zweibeiner kommt, werd ich von vier Händen gekrault, wow, da präsentier ich mich doch in meiner ganzen Pracht. Ihr müsst mich aber nicht die ganze Zeit festhalten und wieso guckt ihr mir immer wieder in die Ohren? Sind frisch geputzt, großes Katzenehrenwort. Kitzelt aber angenehm, lass die beiden mal machen. Jetzt durchleuchten die mir auch noch die Ohren mit einer Taschenlampe - Mann, seid ihr komisch! Schreiben sich Zahlen auf - hätt ich euch auch sagen können, dass die Flecken in meinen Ohren kein „Dreck“ sind, sondern die Tätowierungen, die ich damals vom Tierarzt bekommen habe.

Wieder ewig langes Telefonieren. Klar weiß ich, dass ich mit meiner Nummer registriert bin. Aber da wohn ich schon lange nicht mehr. Bin ein paar Mal umgezogen und hab bei verschiedenen Leuten gelebt, zuletzt war ich in Ehrenfeld, soweit ich mich recht erinnere. Versteh nicht, wieso das jetzt ein Problem sein soll, dass man mein letztes Zuhause nicht mehr ausfindig machen kann, weil die Leute vergessen haben, mich umzumelden. Hab doch ein schönes Plätzchen gefunden, hier auf der Fensterbank.

 

 Fortsetzung folgt.........

 
 
 
 

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