Schnurri

Sie sitzt gerne auf meinem Lesesessel, rollt sich zusammen, dehnt sich, streckt sich, liegt auf der Seite, sieht zu mir herüber, wenn ich am Schreibtisch Platz genommen habe, so als wollte sie sich meiner Zustimmung versichern. Dann, sobald sie merkt, dass nichts dagegen habe, wenn sie meinen Sessel okkupiert, fängt sie zu schnurren an, erst ganz leise, dann ein wenig abgehackt, wellenartig, schließlich lang gezogen, kontinuierlich, rhythmisch, sanft, tief, einlullend, Harmonie und Zufriedenheit verströmend. Wer könnte sich dieser Ruhe und Entspannung schon entziehen?

     Ich stehe auf, gehe ganz langsam hinüber zu meinem Sessel, setze mich einfach daneben auf den Boden, überlasse sogar meiner Katze die Sitzgelegenheit, streichle meine mich dominierende Mitbewohnerin und geben mich vollkommen der Ruhe hin, die von ihr und ihrem Schnurren ausströmt, meditativ, entspannend, konzentriert. Und schließlich vergesse ich alles um mich herum.

     Das sind die Momente, die all die Pflege, die Sorge, die Unabkömmlichkeit vergessen machen. In diesen Momenten gibt sie mir alles zurück, was sie sonst den ganzen Tag über von mir fordert. Und da alle Hektik von mir abfällt, bin ich auf mich selbst zurückgeworfen. Ich werde mir meiner Existenz bewusst.

     So einfach kann Zufriedenheit sein. Es braucht dazu nur das Schnurren einer wunderschönen, ansonsten meist anstrengenden, verwöhnten Katze. Brauch ich denn mehr als Essen, einen warmen Schlafplatz und die bedingungslose Zuwendung eines Lebewesens?

     So einfach könnte das Leben sein.

            Ich muss mich noch viel mehr mit dem Wesen einer Katze beschäftigen. Vielleicht liegt ja in ihr das Geheimnis   ...zufriedenen Lebens?     

                   

                   ( DIE HARMONIE DES KATZENLEBENS )

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